Kampfhund - Was ist das?

by Samstag, Oktober 04, 2014 0 Kommentare


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Heute: Kampfhund - was ist das?


Wuff! Ich bin Dr. Tank, meines Zeichens Spezialist für Hunde. Wie Sie sicherlich unschwer erkennen können, bin ich eine englische Bulldogge. Ich kann Ihnen sagen, für mich ist es gar nicht so einfach, mich gegen diese ganzen Vorurteile zu wehren. Oft höre ich, ich sei ein Kampfhund. Was meinen die Menschen damit? Bin ich deshalb ein schlechter, böser oder grundauf gefährlicher Hund?

Kampfhunde - Die Anfänge

Einige der heute als “Kampfhunde" stigmatisierten Hunderassen wurden ausschließlich für die Verwendung zur Jagd gezüchtet und eingesetzt, bspw. die Terrier-Rassen, die eigenständig Kaninchen, Füchse oder Dachse durch deren Höhlensystem verfolgten und stellten.
Andere Hunderassen kommen in ihren Ursprungsländern ausschließlich zur Bewachung und Verteidigung der Viehherden gegen vierbeinige Räuber zum Einsatz. Der Kampf dieser Jagd- und Herdenschutzhunde bezog sich also nicht auf den Menschen. Hier sind vor allem die größeren Molosser-Rassen zu erwähnen, die die Viehherden auch gegen Wölfe, Luchse und Bären verteidigten.
Wiederum andere Hunde wurden eingesetzt, um zur Unterhaltung der Menschen gegen ihre Artgenossen oder gegen andere Tiere zu kämpfen. Obwohl das die mit Abstand unrühmlichste Verwendung war, so wurde auch hier Aggressivität gegen Menschen nie gefördert und geduldet. Ganz im Gegenteil, sie wurde mit dem Tode bestraft.

Bullenkämpfe und Bullenbeißer

Im 16. Jahrhundert kam eine neue Art der Volksbelustig auf: das Bullenbeißen. Während Jagden und Hatze mit Windhunden nur der adligen Bevölkerung vorbehalten waren, begnügte sich der einfache Pöbel mit Tierkämpfen. So ließen sie Hunde gegen Löwen, Bären oder Wölfe antreten und setzten ihr Geld auf den Gewinner. Später entschied man sich - wahrscheinlich aufgrund der teuren "Anschaffungskosten" eines Löwen - Stiere und Bullen als Gegner zu nehmen.
Der Hund musste versuchen, sich unter den Hörnern, in die empfindliche Oberlippe des übermächtigen und ungleich schwereren Gegners zu verbeißen und so lange festzuhalten, bis der Bulle, irgendwann betäubt durch zuviel Adrenalin, schließlich umfiel. Oder der Bulle schüttelte durch kräftiges Kopfschleudern den Angreifer ab, spießte ihn mit den Hörnern auf oder zertrat ihn. Es war ein blutiges Glücksspiel, das immer mindestens ein Opfer forderte.

Henry Alken (1785-1851) berichtete um 1820 über die Bullenkämpfe: "Um den hohen Bedarf an Bullenkämpfern zu decken, entstand eine regelrechte, vermutlich die erste Form kommerzieller Hundezucht. Der Bullenbeißer entstand. Es war eine rigide, leistungsbezogene Auslese auf einige wenige Merkmale, dadurch versteht sich der Bullenbeißer nicht als Rasse, sondern als Hundetypus. Er hatte kein festgelegtes Erscheinungsbild." Aus dieser Ur-Rasse entwickelten sich später u.a. der Deutsche Boxer und die Bulldog-Rassen, also auch ich, Dr. Tank.

Einige Jahre später wurde der Kampf Hund gegen Hund immer populärer. Windigen Züchtern ging auf, dass man die Kraft einer Bulldogge mit der Wendigkeit eines Terriers gut kombinieren und so noch mehr aus den Hundekämpfen herausholen konnte. Der Grundstein für die Bull-Terrier war gelegt.

Um 1835 wurden die blutigen Hundekämpfe verboten.

Dies veränderte auch die Hundezucht, da die „Zweckmäßigkeit“ der Bull and Terrier verloren ging. Seit über hundert Jahren war nunmehr nicht die Eignung zum Hundekampf, sondern die überlegene Schönheit und das Wesen der Hunde der Maßstab der Hundezucht. Die Engländer fanden hierin ein neues „Hobby“. Überall in Großbritannien entstanden Zuchtverbände für die alten Landschläge wie für neue Rassen. Die Reinzucht einer Vielfalt von Hunderassen begann.
Während dieser Reinzucht veränderten sich die ursprünglichen Kampfhunderassen erheblich. Aggressivität war bei den Bull- und Staffordshire-Terriern ebenso wenig gefragt, wie bei den modernen Bulldoggen.

Kampfhunde - heute

Es vergingen also über 150 Jahre von den blutigen Hundekämpfen bis zu den heutigen sogenannten "Kampfhunden". Eine lange Zeit, in der versierte Züchter viel Augenmerk auf optimale Verpaarungen gelegt haben. Hinzu kommt, dass Aggressivität gegenüber Menschen nie ein Zuchtkriterium dieser Rassen war; eher ein Ausschlusskriterium, denn es bedeutete den sofortigen Tod des Tieres.
Warum ist es dann so, dass einige Hunderassen regelrecht stigmatisiert werden und eine kleine Hysterie ausbricht, wenn diese Hunde irgendwo gesichtet werden?

Wenn man einmal gut 30 Jahre zurück geht und sich an die damaligen Fernsehsendungen erinnert, fallen einem neben "Lassie" und "Flipper" sicher auch "Die Kleinen Strolche" ein. Der Hund dieser Bande war übrigens ein American Staffordshire Terrier. Verrückt, was? Man ließ eine solch unkontrollierbare Bestie zusammen mit kleinen Kindern vor der Kamera spielen! (Achtung, Ironie! Ja, auch wir Hunde haben Ironie!)

Doch was ist seitdem passiert?

Eine immense Schuld an der Typisierung "Kampfhund" tragen die Medien. Es gibt eine Textzeile aus einem bekannten deutschen Lied, die ich hier gerne zitieren möchte: "[...]Die meisten Leute haben ihre Bildung aus der BILD. Und die besteht nun mal - wer wüsste das nicht? - aus Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht!"Wie oft prangte schon das Bild eines zähnefletschenden Hundes auf der Titelseite diverser Zeitschriften? Jeder, der das Bild eines zweiten Blickes würdigte, sah einen Hund, der gerade gähnte. Aber gähnende Hunde bringen keine Absatzzahlen oder Einschaltquoten. Die Menschheit will blutrünstige Geschichten, einen Sündenbock, Ablenkung von dem, was wirklich wichtig ist. 

Und leider schienen hier Rassen wie AmStaff, Pitbulls und Co. zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein...

Ein ebenso großes Stück vom Kuchen der Dummheit und Ignoranz ist der Politik zuzuschreiben, die willkürlich sogenannte Rasselisten (daher auch der Begriff "Listenhund") mit angeblich gefährlichen Hunden aufgestellt hat. Nach welchen Kriterien Hunderassen auf dieser Liste landeten, ist nicht bekannt. Oft wird die erhöhte Aggressivität oder die meisten Beißvorfälle ins Feld geführt. Macht man sich jedoch einmal die Mühe und zieht sich Beißstatistiken verschiedener Großstädte und Ballungsräume heran, wird man sehen, dass diese fast immer von Deutschen Schäferhunden und Mischlingen angeführt werden.








Weiterführendes Video für NRW: http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/tiere_suchen_ein_zuhause/videobeissstatistik100.html




Hinzu kommt, dass diese Beißstatistiken nicht immer vollständig sind, da Bisse von Kleinhunden wie Chihuahuas, kleinen Terriern und Co. häufig gar nicht gemeldet werden.

Weitere Vorurteile

Neben den Stigmatisierungen durch Medien und Politik, müssen sich SoKa's (Abkürzung für "sogenannte Kampfhunde") auch mit weiteren Vorurteilen herumschlagen, die auch durch gebetsmühlenartiges Wiederholen nicht wahrer werden...

Diese Hunde beißen häufiger als andere!
Dies haben wir bereits durch einige beispielhafte Beißstatistiken weiter oben entkräftet. Sie sollten Angst vor Schäferhunden haben, wenn man den Beißstatistiken glauben will. Denn SoKa's beißen laut den Statistiken viel weniger zu als des Deutschen beliebteste Rassen.

Diese Hunde haben mehr Zähne / eine weitere Zahnreihe als andere Hunde!
Wenn jetzt noch behauptet wird, dass die Zähne nachwachsen, tippe ich auf eine Kreuzung mit einem Weißen Hai. Ist natürlich absoluter Blödsinn!

Diese Hunde haben eine Kiefersperre. Beißen Sie einmal zu, lassen sie nicht wieder los!
Natürlich stimmt auch das nicht. Ansonsten müsste man den Kiefer des Hundes nach jedem Füttern wieder "aufbrechen". Der Kiefer dieser Hunde ist genauso wie der anderer Hunderassen.

Diese Hunde haben eine erhöhte Beißkraft!
Leider wird diese Falschbehauptung sogar von sogenannten Tiertrainern verbreitet, wie ich feststellen musste. Eine Beißkraft von über 1-2 Tonnen ist natürlich absoluter Quatsch, wie ihn nur nach Verkaufszahlen lechzende Medien erfinden können. Jeder Hund würde sich bei so einer Beißkraft unweigerlich den Kiefer brechen! SoKa's haben eine genau so hohe Beißkraft wie andere, vergleichbar große Hunderassen. Es gibt KEINE wissenschaftliche Studie, die bisher etwas Gegenteiliges belegen konnte.


Schließen möchte ich dieses Thema mit einem Zitat von Albert Einstein. "Es ist leichter ein Atom zu zertrümmern als ein Vorurteil"





Quellen:
1, 2

Unknown

Developer

EL-DOG-RADO ist ein Online-Shop für Hunde und deren Besitzer, die nichts von der Stange wollen oder bekommen. Der Shop wurde 2012 gegründet. Seitdem fertigen wir in 100% Handarbeit Halsbänder, Leinen, Geschirre und mehr nach Maß und Wunsch für modebewusste Hunde.

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